Das geheimnisvolle Artefakt
„Bald ist es soweit. Lange genug haben wir warten müssen.“
Seine Brüder nickten.
„Als man uns die Zeitspanne nannte, in der das Artefakt auftauchen würde, haben wir nicht geglaubt, dass wir den vollen Zeitraum benötigen würden. Noch eine Woche. Noch eine Woche und wir haben es spätestens in unseren Händen. Lasst uns nun beginnen. Vielleicht haben wir Glück und es befindet sich bereits in unserem Besitz.“
Die in schwarze, lange Umhänge gekleideten Männer schritten in langer Reihe durch den dunklen Gang, der vor Jahrhunderten in den Fels gehauen worden war.
Die Kapuzen verdeckten ihre Gesichter, so dass sie selbst im Schein der Fackeln, die jeder von ihnen trug, nicht wahrgenommen werden konnten.
Tiefer und Tiefer ging es in den Berg.
Unzählige Male waren sie diesen Weg gegangen. Unzählige Brüder vor ihnen hatten den Weg genommen. Sie würden die Letzten sein.
Der Prior erreichte das Ende des Tunnels.
Selbst wenn es einem unbefugten gelingen sollte, bis hierher vorzudringen, würde er vor einer massiven Steinwand am Weitergehen gehindert.
Nur die Mitglieder der Bruderschaft besaßen die Macht den Stein zu durchdringen.
Einer nach dem anderen verschwand und der Tunnel versank wieder in absoluter Finsternis.
Hinter der nun durchdrungenen Wand öffnete sich eine weite, hohe Höhle der Bruderschaft.
„Beginnen wir. Es liegen anstrengende Tage vor uns.“ Der Prior trat als erster vor den Stapel, der vor ihnen lag, griff in die Tasche seines Umhangs und streifte den breiten, goldenen Ring über den Mittelfinger seiner rechten Hand. Sie übrigen Mitglieder der Bruderschaft folgten seinem Beispiel.
Stunde um Stunde zogen sie ein Stück Stoff nach dem anderen aus dem Stapel, konzentrierten sich kurz und warfen es dann hinter sich.
Mittlerweile schmerzten ihre Knie und Rücken, sie hatten Hunger und Durst und waren sehr, sehr müde. Mechanisch griffen sie immer wieder nach den Stoffstücken und wie in all den vergangenen Jahrhunderten war es immer wieder ein Fehlschlag.
Deshalb dauerte es eine geraume Weile, bis jeder der Bruderschaft auf den erschrockenen Ausruf des Jüngsten Mitglieds reagierte.
Zweifelnd blickten sie zu ihm, als er ein graues Stück Stoff vor sich her schwenkte.
„Ich… Ich glaube ich hab das Artefakt gefunden. Der Ring… Der Ring leuchtet rot.“
Demonstrativ hielt er die rechte Hand empor, damit jeder das starke Leuchten sehen konnte.
Der Prior stand mit einem Ächzen auf und lief zu ihm. Vor Aufregung zitternd nahm er ihm das kleine Stoffstück ab. Ein Aufschrei ging durch die Runde, als auch sein Ring rot zu leuchten begann.
„Das Artefakt. Wir haben es gefunden. Nun wird alles gut.“ Tränen standen in seinen Augen. „Ja. Es ist eindeutig. Nie wieder werden wir aus den Waschzubern und –maschinen Socken stehlen müssen. Nie wieder werden Hausfrauen und –männer verzweifelt nach dem Grund fragen, warum zwei Socken in den Bottich, aber nur einer heraus genommen werden kann.“
Fast andächtig ging er, gefolgt von seinen Brüdern zum steinernen Altar, der auf der anderen Seite der Höhle lag. Langsam legte er die Socke auf eine kleine Erhebung in der Mitte.
Ein lautes Grollen erfüllte den Raum, als sich der Stein um das Stück Stoff schloss.
Ein starker Wind wirbelte alle Socken, die seit hunderten Jahren hier gesammelt worden waren auf und trug sie in die Welt hinaus. Jede Socke wurde an den Platz zurückgeschickt von dem sie einst entwendet wurde.
Als sich die Höhle nun vollkommen geleert hatte erschien ein flammender Schriftzug über den Köpfen der Bruderschaft.
Das erste Artefakt ist heimgekehrt. Nun habt ihr bis zum 01.07. 3012 Zeit den magischen Schuh zu finden.
Der Prior seufzte. „Lasst uns beginnen…“
-Ende-
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